Mal vorab: „Ikh Khuur“ (Ichuur) ist das Bassinstrument der Pferdekopfgeige. Als Kontrabassist hat man bei diesem Instrument schon einen sehr großen Vorteil, denn das Saitengefühl ist relativ ähnlich. Jedoch hat Ikh Khuur nur zwei Seiten (großes Bb und kleines F) im Quintabstand, nicht wie beim Kontrabass in Quarten. Für die Experten: der Pferdekopfbass hat eine kleinere Schwingmensur jedoch einen Mensurbruch von einer kleinen Septime im Vergleich zum Kontrabass (Kontrabass D-Mensur => Quarte). Das macht sehr verwirrend.
Mein Ikh Khuur Lehrer unterrichtet ebenfalls Kontrabass, und fragte mich in der ersten Stunde gleich, ob ich schnell am Kontrabass was spielen kann. Ich spielte dann einen kleinen Teil aus einem Stück von Bottesini. Danach gab er mir den mongolischen Bass „Ich Khuur“ in die Hand und erklärte mir in 2 Sätzen was anders ist. Ich hatte genau 30 Sekunden Unterricht. Darauf beendete er die Instrumentallektion und fragte mich, ob ich am 28.10 auf einem Festival spielen will. Grundsätzlich gibt es den Witz, dass Bassisten nach dem Motto „3 Unterrichtsstunden - 3 Gigs“ leben. Mit „30 Sekunden Unterricht - ein Gig“ konnte ich eine wahrscheinlich neue Rekordmarke setzen.
Die Vorbereitungsstunden für das Festival liefen sehr entspannt ab. Mal hatte ich nur die Halbe Unterrichtszeit, mal unterrichtete er andere Studenten in meiner Unterrichtszeit.
Auf jeden Fall sollte ich mir zwei einfache mongolische Stücke aussuchen und auswendig lernen.
Eine Woche vor dem sog. „Ikh Khuur Festival“ stellte sich heraus, dass es kein Gig sondern ein internationaler Wettbewerb, an dem ich teilnehmen soll ist. Alle anderen Studenten übten extremst schweres Zeug und dann soll ich gegen diese mit meinen zwei mongolischen Volksliedern antreten. Das fand ich irgendwie skurril, gleichzeitig aber auch sehr witzig. Daher hab ich mir sogar noch ein traditionelles mongolisches Deel-Oberteil gekauft (im Nachhinein war ich der einzige, der traditionell angezogen war ;) ). Mein Outfit kam auf jeden Fall trotzdem sehr gut an. Am Tag des Wettbewerbs stellte sich heraus, dass ich in der Kinderrunde angetreten bin (eigentlich ab Jahrgang 2009 und jünger).
Es wurde sogar für jeden Teilnehmer die Landesflagge vor dem Konservatorium gehisst und habe stolz Deutschland, Europa und fast die ganze Welt vertreten. (Ich war nämlich der erste Teilnehmer, der nicht aus der Mongolei, China oder Russland stammt)
Der Wettbewerb war auf jeden Fall eine sehr lustige/ interessanteErfahrung und meine kyrillische Teilnehmerurkunde für „Johans Stern“ kann mir jetzt keiner mehr nehmen.
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